Rotwein als Wundermittel ?

Autor: Dipl.oec.troph. Stephan Lück

Eigentlich gilt Alkohol keinesfalls unmittelbar als Gesundheitselixier. Denn die schädlichen Auswirkungen bei zu viel Alkoholkonsum sind wahrscheinlich jedem bekannt, das Risiko süchtig zu werden, demonstrieren 1,6 Millionen Alkoholabhängige in Deutschland. Bloß was ist dran an dem Märchen, dass maßvoller Rotweingenuss ein längeres Leben beschert?

Männer nehmen bei uns in jedem Jahr im Schnitt zwölf Liter reinen Alkohol, Frauen circa drei Liter reinen Alkohol zu sich. Die ersten bedenklichen Folgen stellen sich schon ab 20 bis 40 Gramm Alkohol pro Tag ein. 20 Gramm entsprechen 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein – also Mengen, die man schnell mal eben getrunken hat.

Das reicht aber schon aus, um schädliche Prozesse im Körper in Gang zu setzen. Beispielsweise wird gehäuft Fett in die Leber eingelagert. Fettleber und schließlich Lebernekrose können dann die Reaktion sein. Auch das Krebsrisiko wird erhöht, besonders von Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Magen oder Leber. Bei Frauen kommt ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hinzu.

French Paradoxon

Einigen alkoholischen Getränken sagt man aber nicht nur eine schädigende, sondern auch eine gesundheitsfördernde Reaktion nach. Hier wird immer wieder Rotwein angeführt. Als „French Paradoxon“ ist diese Entdeckung in die Wissenschaft eingegangen. Man stellte fest, dass in Frankreich, wo bekanntlich allerhand Rotwein getrunken wird, die Gefahr an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben für Männer und Frauen zwischen 40 und 69 Jahren nur halb so hoch ist als bei uns.

Und das obschon die Franzosen auf keinen Fall weniger Rauchen oder fettärmer essen – welches eben weitere Gefahrfaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen sind.

Zurückgeführt wird die Herzgesundheit der südlichen Nachbarn auf den regelmäßigen und trotzdem mäßigen Verbrauch von Rotwein.

Darin sind nämlich schützende Stoffe enthalten – die so genannten Polyphenole, die antioxydativ wirken indem Sie das Arteriensystem vor schädlichen Ablagerungen schützen können und so einen „freien Fluss“ durch das Blutsystem gewährleisten.

Für alle, die es genauer wissen wollen: Die Polyphenole im Rotwein wirken beispielsweise der Oxydation von LDL (dem sogenannten „schlechten Cholesterin“) entgegen, was ein weiterer Risikofaktor für vaskuläre Schäden ist. Darüber hinaus beeinflusst Alkohol die Gerinnungsfaktoren im Blut und wirkt dadurch antithrombotisch – das Blut kann besser fließen.

Herpesviren werden abgetötet

Doch der rote Wein kann noch mehr: Amerikanischen Forschern gelang es, mit gefriergetrocknetem Rotweinkonzentrat das Herpes-simplex-Virus – den Erreger des störenden Bläschenausschlags – abzutöten. Jene Auswirkung scheint außerdem auf den Gerbstoff Tannin zurückzugehen: Er hüllt Virenpartikel ein und neutralisiert sie im weiteren Verlauf, so dass das Eindringen schlechter Viren in die Körperzellen verhindert wird.

Die Franzosen wissen schon, weshalb ihr Trinkspruch „à votre santé!“ heißt. Übersetzt heißt er bekanntlich „Auf die Gesundheit!“

Die herzfreundlichen Schutzstoffe sind dagegen nur im Rotwein beinhaltet. Das liegt daran, dass Rotwein unterschiedlich zu Weißwein hergestellt wird. Während Weißwein aus dem ausgepressten Saft der Traube hergestellt wird, kommt die Farbe nur dadurch in den Rotwein, dass man die Trauben mit Schalen maischt. Das heißt, dass man nicht erst den Saft aus den Trauben gewinnt – wie beim Weißwein und diesen dann vergärt – sondern die Trauben als ganze nutzt.

So können die gesunden Schutzstoffe aus den Schalen der Trauben mit in den Wein gelangen. Wer kein Rotweinfan ist, der kann die Trauben selbstredend auch so verspeisen oder roten Traubensaft geniessen – dann nimmt man auch eine wesentliche Portion der herzschützenden Phenole zu sich.

So viel Alkohol ist noch gesundheitsverträglich

Unschädlich bleibt der Verbrauch, wenn man sich an folgende Faustformel hält: Männer sollten nicht mehr als 20 Gramm reinen Alkohol pro Tag, Frauen (wegen des erhöhten Brustkrebsrisikos) nicht mehr als zwölf Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Denn schon bei zwölf Gramm Alkohol täglich erhöht sich für Frauen das Brustkrebsrisiko um 40 Prozent, bei 24 Gramm täglich sogar auf 70 Prozent!

Konkret gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) folgende Empfehlung: Maßvoller Verbrauch bedeutet für Männer maximal ein Viertel Liter, für Frauen maximal ein Achtel Liter Wein pro Tag.

Wein - Die neue große Schule
Wein – Die neue große Schule
von Jens Priewe

Meine Buchempfehlung für Sie!
Das Buch vermittelt wertvolles Fachwissen
rund um das Thema Wein, wie:
die optimale Trinktemperatur, die Lagerung, die korrekte Einfüllmenge ins Glas, die Beschaffenheit des Korkens, usw.

Freundliche Grüße
Detlef Brinkmann

Tragen Sie sich in meinen Wein-Newsletter ein, und ich zeige Ihnen
Wie Sie ganz einfach zu einem echten Weinkenner werden
  • Informationen über Weinarten und Sorten, Weinanbau, Verkostung und Lagerung
  • Wissen zu Weinanbaugebieten, aus welchen Rebsorten, werden welche Weine hergestellt
  • Buchempfehlungen
  • Tipps zu Winzern und Ihren Weinen

Wir werden Ihre Daten niemals an Dritte weitergeben!
Sie können sich jederzeit mit nur einem Klick aus unserem Newsletter austragen!

0 Kommentare zu „Rotwein als Wundermittel ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*